Als die Plassenburg noch eine Residenz war…
Die Zollern und das obergebirgische Fürstentum bis 1603
Nach Meinung der älteren zollerischen Familienhistoriographen stammt das Geschlecht von einer bis in römische Zeiten zurückreichende italienischen Fürstenfamilien, den Colonas ab. Johann Wolfgang Rentsch behandelt im ersten Kapitel seines „Brandenburgischen Ceder-Hain“ diese Abstammungslegende und schreibt:
„Die gemeine Meynung will behaupten/man müsse den Ursprung von denen Columnesern/welches vornehme Italienische Fürsten sind/und ihre Ankunft von denen uralten Camillis haben sollen/auch jetzo von der Kron Spanien die Constabel-Charge im Königreich Neapolis/nebenst ansehnlichen Herrschafften besitzen/herführen“.
Der besonders in der Renaissance-Zeit übliche Drang, hohe Adelsfamilien auf römische Wurzeln zurückzuführen, hat auch in den Relief-Medaillons im Schönen Hof der Plassenburg ihren Niederschlag gefunden, wo sich in der südöstlichen Ecke Relief-Medaillons mit lorbeerbekränzten männlichen Personen dargestellt finden.
Der objektiven Geschichtsschreibung unserer Zeit gelingt es nur, die Familie der Zollern bis in das Jahr 1061 zurückzuverfolgen. Der Mönch Berthold, welcher im Kloster Reichenau die 1054 verfasste „Weltchronik“ seines Lehrers Hermann fortsetzte, notiert zu dem genannten Jahr, dass Burchardus et Wezil de Zolorin gefallen seien. Der Name Zollern leitet sich von einem bei Hechingen, am Südrand der Rauhen Alb gelegenen Berg ab, auf dem die Familie ihren Stammsitz errichtete. Die älteste Anlage aus dem frühen 11. Jahrhundert wurde 1423 zerstört; die zweite verfiel gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Die heutige Hohenzollernburg stellt eine in den Jahren 1847 bis 1867 im Geiste der Romantik errichtete Burganlage dar.
Franken war bis zum Ende der Stauferzeit eine Königsprovinz die, stark zersplittert, die drei Bistümer Würzburg, Bamberg und Eichstätt, zahlreiche kleine Grafschaften und die Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Windsheim, Weissenburg und Schweinfurt umfasste. Nürnberg erscheint erstmals urkundlich im Jahr 1050. Um diese Zeit hatte der Salier Heinrich III. (1039-1056), in bewuster Tendenz gegen das bis dahin stark privilegierte Bistum Bamberg, den Marktort Nürnberg gegründet. Nürnberg war zum Zentrum eines umfänglichen Reichsgutkomplexes im Pegnitz-Rednitz Raum bestimmt worden. Militärischer und administrativer Mittelpunkt dieses Gebietes war die Nürnberger Burg, deren Gründung im 2. Drittel des 11. Jahrhunderts ebenfalls auf die Initiative Kaiser Heinrichs III. zurückzuführen ist.
Die ersten Burggrafen von Nürnberg wurden von Kaiser Heinrich IV. (1056-1105) eingesetzt.

Bayreuth fiel 1248 nach dem Aussterben der Andechs-Meranier an die Burggrafen von Nürnberg. Ansichtskarte um 1910.
Im Jahr 1105 betraute er die mit den Abenbergern verwandten niederösterreichischen Grafen von Raabs mit dem Burggrafenamt. Der letzte Raabser Burggraf Konrad wird 1190 letztmalig erwähnt. Seine Erbtochter Sophia war mit dem schwäbischen Adeligen Friedrich von Zollern verheiratet, der 1192 erstmalig als Fridericus prefectus de Nuremberg bezeichnet wird und demnach Amtsnachfolger seines verstorbenen Schwiegervaters geworden war. Mit der Übernahme dieses Reichsamtes durch den Zollern waren jedoch die Pflichten und Rechte, und damit auch die Einnahmen des Burggrafen stark beschnitten worden. Friedrichs Aufgabe war vor allem die Bewachung und Verteidigung der königlichen Burg. Die Wahrnehmung der kaiserlichen Rechte in der Stadt Nürnberg, insbesondere die Gerichtsbarkeit, wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts einem kaiserlichen Schultheissen übertragen; Mit der Verwaltung des umliegenden Reichsgutes wurde der Reichsbutigler betraut. Wann genau die Burggrafen die Kaiserburg Nürnberg verliessen und in die daneben errichtete Burggrafenburg zogen, lässt sich nicht mehr genau ermitteln; nach Zeune soll die Trennung von Reichsburg im Westen und Burggrafenburg im Osten unter Kaiser Konrad III. (1138-1152) vollzogen worden sein.
Burggraf Friedrich I. (1192 – ca. 1200) starb um 1200. Im Herbst dieses Jahres veräusserte seine Witwe Sophia, gemeinsam mit dem älteren Sohn Konrad, ihr väterliches Erbe, die Grafschaft Raabs in Niederösterreich, an Herzog Leopold VI. von Österreich. 1214 teilten Friedrichs Söhne Konrad I. und Friedrich II. ihr väterliches Erbe in der Weise, dass der ältere Bruder Konrad die Burggrafschaft Nürnberg, Friedrich II. jedoch die schwäbischen Stammlande erhielt.
Burggraf Konrad I. (1200-1261) erbte den Besitz der 1199 oder 1200 mit Friedrich II. erloschenen Grafen von Abenberg im Raum um Abenberg und Cadolzburg und erwarb so, gemeinsam mit den fränkischen Eigengütern der Grafen von Raabs, die ebenfalls um Abenberg und Cadolzburg begütert gewesen waren, den Grundstock des zollerischen Besitzes in Franken. Seinen Sohn und Nachfolger, Burggraf Friedrich III., vermählte er mit Elisabeth, einer Schwester Ottos VIII, des letzten Herzogs von Andechs-Meranien, und gewann seiner Familie auf diese Weise einen Erbanspruch auf das Erbe dieses 1248 ausgestorbenen Herzogshauses. Nach dem Tode Herzog Ottos VIII. kam es zu langwierigen Auseinandersetzungen zwischen dessen Schwägern und dem Bischof Heinrich von Bamberg. Dieser hatte im Februar 1249 die Grafschaft im Radenzgau, das Landgericht in seiner Diözese, ein Drittel des Hauptsmoorwaldes sowie die Burgen Giech, Niesten und Lichtenfels als heimgefallene Lehen des Hochstifts eingezogen; ausserdem waren die Rechtseigenschaften von Stadtsteinach, der Plassenburg und Marktschorgast strittig.

Wunsiedel – 1285 die erste Erwerbung der Hohenzollern im Bereich des Egerlandes. Historische Ansichtskarte aus der Zeit um 1910
Auch sonst gelang es dem Burggrafen, das zollerische Territorium um Bayreuth auszudehnen: 1281 verpfändete ihm König Rudolf den Markt Erbendorf um 300 Mark Silber. Um die gleiche Zeit veräusserten ihm die Landgrafen von Leuchtenberg die Burg auf dem Rauhen Kulm samt ihrem Zubehör, welcher Kauf am 22. Februar des folgenden Jahres seine königliche Bestätigung fand. Am 8. April 1290 verkaufte Graf Hermann von Orlamünde die Burg Zwernitz und Weikersdorf an den Burggrafen und setzte dafür Kulmbach und die Plassenburg als Pfand ein.
Friedrich III. starb am 14. August 1297 und wurde als erster Zoller in der Klosterkirche Heilsbronn, der Grablege der ausgestorbenen Grafen von Abenberg beigesetzt. Bis dahin wurde die fränkischen Zollern offenbar im Nürnberger St.-Egidien-Kloster bestattet.
Nach Friedrichs III. Tod gelangten dessen Söhne, der 1297 etwa 19 jährige Burggraf Johann I. (1297-1300) und dessen rund 9 Jahre alter Bruder Friedrich IV. (1297-1332) an die Regierung. Johann I. starb kinderlos schon drei Jahre später, so dass sein Bruder Friedrich seit dem 15. März 1300 allein das Regiment führte.
Nach der 1298 erfolgten Wahl des Habsburgers Albrecht I., eines Sohnes Rudolfs v. Habsburgs, zum römischen König, verschlechterte sich das Verhältnis zwischen den Burggrafen und dem Königtum. König Albrecht versuchte den Expansionsbestrebungen der Zollern Einhalt zu gebieten und gründete deshalb um 1301 die Nürnberger Landvogtei. Diese übte die Stellvertretung des Königs, insbesondere in der Finanz- und Reichsgutsverwaltung aus. Der von Albrecht als erster Nürnberger Landvogt eingesetzte Dietegen von Kastel trat damit in schärfsten Dualismus zu den Burggrafen. Friedrich IV. gelang es jedoch bald, dieses als Gegenpol zu seiner Stellung gedachte Amt zu unterwandern; 1313 urkundete er selbst als „des Riches lantvogt“.
1314 wählten die Kurfürsten in gespaltener Wahl sowohl Herzog Ludwig von Bayern als auch Herzog Friedrich den Schönen von Österreich zum römischen König. Nach der erfolgten Doppelwahl entschloss sich Friedrich IV. auf die Seite des Wittelsbachers zu treten. Vielleicht haben die schlechten Erfahrungen mit König Albrecht I. zu diesem Schritt beigetragen, der die Zollern aus dem Lager der Habsburger in das Gefolge Ludwigs des Bayern führte. Das beherzte Eingreifen des Burggrafen in der Schlacht bei Mühldorf am 28. September 1322 führte schliesslich zum Sieg des Bayernherzogs über Friedrich von Österreich. Damit hatte Friedrich IV. das Königtum Ludwigs des Bayern gerettet. Zu den wichtigsten Privilegien, die Friedrich IV. daraufhin von König Ludwig erhielt, zählt die Verleihung des Bergregals am 30. August 1323. Drei Jahre später, gründete Burggraf Friedrich „auf wilder Wurzel“ die inmitten eines Eisen- und Zinnbergbaugebietes gelegene Bergstadt Wunsiedel; anlässlich seiner Kaiserkrönung, bestätigte Ludwig der Bayer im Frühjahr 1328 diese Stadtgründung und stellte dem Burggrafen noch sechs weitere Stadtgründungsprivilegien für Gründlach, Kasendorf, Markt Bergel, Mussen, Rossstall und Wonsees aus.
Ein weiterer Gunstbeweis Ludwigs des Bayern, die Belehnung des ausdrücklich als Sieger von Mühldorf bezeichneten Burggrafen mit der Stadt Hof, bedeutete das vorläufige Ende eines langen Streits zwischen den Zollern und den Vögten von Weida und Plauen. Schon unmittelbar nach dem Ableben des letzten Andechs-Meraniers versuchte Burggraf Friedrich III. seine Herrschaftrechte im Regnitzland um Hof zu behaupten. In der Zeit des Interregnums wandte sich Friedrich III. an König Wilhelm von Holland und liess sich 1249 mit allen andechs-meranischen Reichslehen belehnen. Doch auch den Vögten von Weida, sowie den von diesen seit etwa 1238 abgespaltenen Linien der Vögte von Gera, Greiz und Plauen, gelang es ihre bereits im Auftrag der Andechs-Meranier ausgeübten Vogteirechte im Regnitzland als Reichslehen zu erlangen. Noch verworrener wurde die Lage, als Rudolf von Habsburg am 9. August 1281 alle Verfügungen über Reichsgüter, die seit der Absetzung des letzten Stauferkaisers im Jahr 1245 getroffen worden waren, für ungültig erklärte. Schliesslich versuchte Burggraf Friedrich IV. die im Jahr 1314 zwischen dem Markgrafen Friedrich den Freidigen von Meissen und den Vögten von Gera ausgebrochene „Schleizer Fehde“ dazu zu nutzen, die verfahrene Angelegenheit zum Ende zu führen. Die Vögte von Gera und der Markgraf von Meissen söhnten sich zwar im September 1316 miteinander aus; der Kampf mit dem Nürnberger Burggrafen ging jedoch weiter, bis sich Vogt Heinrich XII. von Weida am 15. Mai 1318 dem Burggrafen unterwarf und ihm das Regnitzland mit der Stadt Hof zu Lehen auftrug.
Im Jahr vor seinem Ableben gelang dem Burggrafen noch einmal eine umfangreiche Gebietserweiterung im Unterland. Am 22. März 1331 erwarb Friedrich Ansbach und die Burg Dornberg vom Grafen Ludwig von Oettingen. Der „Heimliche“ und vertraute Rat Kaiser Ludwigs des Bayern starb am 19. Mai 1332 und wurde im Münster zu Heilsbronn bestattet.
Nach dem Tode Friedrichs übernahmen seine Söhne Johann II. (1332-1357), Konrad III. und Albrecht der Schöne die Burggrafschaft. Konrad III. starb bereits 1334. Albrecht der Schöne führte gemeinsam mit seinem Bruder die Regierung, nahm jedoch häufig an Kriegszügen teil und war deswegen oft ausser Landes. Bei der Übernahme der Burggrafschaft durch Friedrichs Söhne hatte sich das gute Verhältnis zu Ludwig dem Bayern zunächst fortgesetzt. Später wurde es jedoch durch die Weigerung Kaisers getrübt, die dem alten Burggrafen schuldig gebliebenen Dienstgelder an dessen Söhne auszubezahlen.
1340 erlosch mit dem Tod von Otto VI. die fränkische Linie der Grafen von Orlamünde. Durch einen 1338 abgeschlossenen Erbvertrag fiel die Herrschaft Plassenberg in die Hände der Nürnberger Burggrafen. Auf Drängen Albrechts des Schönen kam es im folgenden Jahr zu einer ersten Teilung des zollerischen Besitzes in Franken. Dabei wurde die erst jüngst erworbene Herrschaft Plassenberg Burggraf Johann II. und dessen Nachkommen zugesprochen. Diese Teilung hatte jedoch nur kurze Zeit Bestand; Burggraf Albrecht starb 1361 ohne Erben zu hinterlassen.
Im Herbst 1347 starb Kaiser Ludwig der Bayer. Wieder konnten sich die Kurfürsten nicht auf einen Kandidaten einigen. Dem Luxemburger Karl IV stand der von den Wittelsbachern gestützte Gegenkönig Günther von Schwarzburg gegenüber. Das Wohlwollen der Nürnberger Burggrafen erkaufte sich König Karl durch das Versprechen einer Zahlung von 14.000 Mark Silber. Dennoch schlossen sie sich – wohl aus alter Verbundenheit mit den Wittelsbachern – im Jahr danach, dem am 4. Mai 1348 ausgebrochenen sogenannten Nürnberger Aufstand der antiluxemburgischen Partei an. Nach der Resignation Günthers von Schwarzburg am 24. Mai 1349 kam es auch zu einer Aussöhnung Karls IV. mit seinen Gegnern.
Wegen dem Besitzzuwachs, den das zollerische Territorium während Johanns II. Regierungszeit erhielt,

Kulmbach und die Plassenburg waren nach dem Ausstreben der Andechs-Meranier 1248 an die Thüringer grafen von Orlamünde gefallen und gingen 1340 aus dem Erbe der Fränkischen Orlamünder an die Burggrafen von Nürnberg über. Historische Ansichtskarte 1910
wurde ihm von der Nachwelt der Beiname „der Erwerber“ gegeben. 1347 beauftragte Kaiser Karl IV. die Burggrafen Johann II. und Albrecht mit der Sicherung des Landfriedens, erlaubte ihnen die Eroberung von Raubritterburgen und versprach, ihnen dieselben nach der Einnahme als Lehen zu geben. Diesen Auftrag nutzten die Zollern zur Erweiterung ihrer Besitztümer. So kam beispielsweise 1352 die Burg Epprechtstein bei Kirchenlamitz in die Hände der Nürnberger Burggrafen.
Nach dem 1357 erfolgten Ableben Johanns II. führte sein Sohn Friedrich V. (1357-1397) die Regierung gemeinsam mit seinem Onkel Albrecht. 1362 stand der junge Burggraf als Reichshauptmann an der Spitze des Landfriedensbundes in Franken. Ein knappes Jahr später berief ihn Karl IV. zum Reichslandvogt im Elsass. Dieses Amt garantierte ihm ein Jahreseinkommen von mehr als 6.526 Gulden.
Friedrich V. blieb bis 1368 ohne männliche Nachkommen. Karl IV., der bestrebt war, durch die Schaffung eines „neuböhmischen“ Territoriums eine Verbindung zwischen dem Mittelrhein und Böhmen zu schaffen, verlobte 1361 seinen erstgeborenen Sohn Wenzel mit der dreijährigen Elisabeth, der Erbtochter des Nürnberger Burggrafen, um sich dessen Erbe zu sichern. Auch wenn diese Verlobung vier Jahre später, im Winter 1365, wieder gelöst worden war, so hatte sie doch 1363 zur Erhebung Friedrichs V. in den gefürsteten Grafenstand geführt, womit insbesondere auch die alleinige Gerichtsbarkeit über alle innerhalb des burggräflichen Territoriums lebenden Einwohner sowie das Bergregal verbunden war. Ein 1368 abgeschlossener Ehevertrag führte übrigens doch noch zu einer Verbindung zwischen den Zollern und dem luxemburgischen Königshaus: Friedrichs Sohn Johann III. vermählte sich mit Margarethe, einer 1373 geborenen Tochter Karls IV.
1385 verfügte Burggraf Friedrich über die künftige Teilung seines Landes. In der sogenannten „Dispositio Fridericiana“ bestimmte er, dass seine Söhne Johann III. und Friedrich VI. zunächst gemeinschaftlich regieren sollten. Für die spätere Teilung regelte die Erbfolgeordnung, dass das zollerische Territorium in Franken in zwei Landesteile geteilt werden solle: Das Niederland mit Ansbach und der Cadolzburg im Mittelpunkt erhielt Burggraf Friedrich IV. Das Oberland mit Bayreuth, der Plassenburg, dem Regnitzland um Hof sowie der Gegend um Bayersdorf, Neustadt/Aisch und Erlangen fiel an Burggraf Johann III.
Burggraf Johann III. (1397-1420) wählte 1398 die Plassenburg zu seiner Residenz und machte Kulmbach so zur Hauptstadt des Oberlandes. Er war der Schwager der Könige Wenzel und Sigismund, den er 1396 zusammen mit seinem Bruder Friedrich VI. im Türkenfeldzug begleitete. Johann zählte zu den Vertrauten König Wenzels und versuchte den energielosen König anzuspornen. Während Burggraf Friedrich VI. zu jenen Fürsten zählte, die seit Herbst 1399 die Absetzung König Wenzels betrieben, unterstützte Johann III. weiterhin Wenzels Königtum.
In der Folge trat Burggraf Friedrich VI. (1397 – 1440) als tatkräftiger Helfer seines Schwagers, des am 21. August 1400 neugewählten Königs Rupprecht auf, und verhandelte mit den Reichsständen um die Anerkennung des neuen Reichsoberhaupts sowie mit dem abgesetzten König Wenzel. Während sich Johann III. meist um fränkische Belange kümmerte, suchte Friedrich VI. die Nähe des Königs. Nach Rupprechts Tod 1410 setzte er sich für die Wahl König Sigismunds von Ungarn zum deutschen König ein. Aufgrund seiner bisherigen militärischen und diplomatischen Erfolge wurde Friedrich VI. 1411 zum Landeshauptmann der Mark Brandenburg und später, 1415 beziehungsweise 1417 auf dem Konzil zu Konstanz durch zum Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg erhoben.
Besondere Verdienste hat sich der nunmehrige Markgraf Friedrich I. im Kampf gegen die Hussiten erworben. Als Führer des Reichsheeres in den glücklosen Feldzügen der Jahre 1422, 1427 und 1431 musste Friedrich erkennen, dass den disziplinierten hussitischen Heeren ohne durchgreifende Heeresreform nicht beizukommen war. Den einzig möglichen Ausweg sah der Markgraf in Verhandlungen. König Sigismund sträubte sich jedoch dagegen, mit den Hussiten in diplomatischen Kontakt zu treten, wurde jedoch durch die Niederlage von Taus, bei der sich 1431 das Reichsheer auflöste, eines besseren belehrt. Durch die hartnäckigen Bemühungen Friedrichs konnte 1433 endlich ein Friedensschluss mit den Hussiten erreicht werden. Die damals ausgehandeten Prager Kompaktaten wurden 1436 zu Iglau bestätigt.

Die um 1200 von den Grafen von Abenberg an die Hohenzollern gefallene Cadolzburg war lange Zeit die wichtigste Residenz der Burggrafen von Nürnberg. Ansichtskarte gelaufen 1904
Mit Johanns III. Tod fiel das Oberland 1420 an Markgraf Friedrich I. Da dieser in Ausübung seiner politischen Missionen und Reichsgeschäfte oft ausserhalb des Landes weilte und bei seinen Aufenthalten in Franken die Cadolzburg als Residenz bevorzugte, führte er 1421 das Amt des Hauptmannes auf dem Gebirg ein. Dieser vertrat im Oberland die Stelle des Landesherrn und hatte seinen Sitz auf der Plassenburg. Bis nach der Mitte des 16. Jahrhunderts blieb die Plassenburg das administrative Zentrum des oberländischen Fürstentums.
Kurze Zeit später trennte sich Markgraf Friedrich endgültig vom fränkischen Stammsitz seiner Familie, der Nürnberger Burggrafenburg. Nach einem Brand im Jahr 1420 veräusserte er dieselbe 1427 an den Rat der Stadt Nürnberg.
Friedrich VI., welcher 1415 Markgraf in Brandenburg und Reichserzkämmerer geworden war, der 1418 als

Der Fünfeckige Turm bei der Kaiserstellung – der letzte rest der Nürnberger Burggrafenburg. Ansichtskarte gelaufen 1906
Reichsvikar des in Ungarn weilenden Königs eine neue Reichs münzordnung eingeführt hatte und den Reichstage, Königswahlen, Kurfürstenvereinigungen, Landfriedensbestrebungen, Reichskriege und Friedensschlüsse immer wieder von der angestammten Heimat ferngehalten hatten, starb am 20. September 1440 auf seiner geliebten Cadolzburg und wurde in der Gruft seiner Väter in der Klosterkirche zu Heilsbronn beigesetzt. Drei Jahre vor seinem Tod hatte der Markgraf eine Anordnung bezüglich der Erbfolge getroffen. Der älteste Sohn Johann bekam das Oberland mit der Plassenburg, der zweitgeborene Friedrich II. die Mark Brandenburg mit der Kurfürstenwürde, Albrecht Achilles erhielt das Land unter dem Gebirg mit Cadolzburg und Ansbach, der jüngste Sohn Friedrich sollte die Neumark erben.
Markgraf Johann (1440-1457) widmete sich weniger den Reichs- und Staatsgeschäften, als vielmehr seiner Lieblingsbeschäftigung, der Alchymie, weswegen ihm auch der Beiname „Alchymista“ beigelegt wurde. 1457 überliess er das Oberland seinem Bruder Albrecht Achilles und zog sich in sein Labor auf Schloss Scharfeneck bei Baiersdorf zurück.
Markgraf Albrecht (1440-1486), dem sein grosser Bewunderer Aenea Silvio Piccolomini, der spätere Papst Pius II, den stolzen Beinamen „Achilles“ gab, kämpfte zeit seines Lebens um die Erweiterung bzw. Wiederherstellung des alten Umfanges seines kaiserlichen Landgerichtes und gegen die stetig anwachsende Macht und Bedeutung der Städte, vor allem gegen die Reichsstadt Nürnberg.
Wie schon Burggraf Burggraf Friedrich V. 1388 mit seinen Söhnen gegen den Bund der Städte in Schwaben, Franken und Bayern kämpfte, so bildete sich auch jetzt eine Front gegen das 1446 geschlossene Bündnis zwischen 31 schwäbischen und fränkischen Städten. Den Auslöser des Konflikts bildete die sogenannte Heidecker Streitsache. Der früher im Dienst Albrechts gestandene Konrad von Heideck hatte sich den Nürnbergern für 10 Jahre dienstverpflichtet. Da sich diese Verpflichtung auch auf die mitten im markgräflichen Territorium gelegene Burg und Stadt Heideck ausdehnte, witterte der Markgraf einen gegen sich gerichteten Affront. Nach längeren ergebnislosen Verhandlungen sandte Albrecht den Nürnbergern am 29. Juni 1449 einen Fehdebrief. Mit Albrecht sagten vor und während des Krieges insgesamt 7000 Fürsten, Herrn, Edle, Ritter und Knechte der Stadt ab. Darunter Markgraf Johann Alchymista, die Bischöfe von Bamberg und Eichstätt, Markgraf Jakob von Baden, Graf Ulrich von Württemberg, Herzog Albrecht von Österreich und König Georg von Podiebrad von Böhmen. Auf Seite Nürnbergs standen die 30 anderen untereinander verbündeten Städte. Fast ein Jahr lang wogte der Kampf unentschieden hin und her, bis im Juli 1450 kaiserliche Abgesandte einen Waffenstillstand zuwege brachten. Von den Zielen, mit denen Albrecht in den Krieg gezogen war, hatte er keines erreicht. Die Nürnberger hingegen gingen mit dem stolzen Bewustsein aus dem Kampf hervor, dass sie dem kriegsgewaltigen Nachbarn unüberwindlichen Widerstand geleistet hatten.
Der Versuch Albrechts, sein Kaiserliches Landgericht in Süddeutschland rücksichtslos auszudehnen, stiess auf den erbitterten Widerstand aller betroffenen Nachbarn. Sich auf die Rechtstheorie der Überterritorialität dieses Landgerichts stützend, das als Zivilgericht über Erb und Eigen, als Standesgericht des Adels und als Berufungsinstanz wirkte, versuchte er mit der Ausweitung dieses kaiserlichen Gerichts seine Macht und seinen Einfluss in die benachbarten Territorien vorzuschieben. Trotz der Unterstützung Kaiser Friedrichs III, der ihm 1456 bestätigte, dass er an des Kaisers statt zu Gericht sitze, und einem Bündnis mit Württemberg und Baden, erlitt er 1462 beim Vorstoss an die Donau in der Nähe von Giengen eine empfindliche Niederlage durch den Bayernherzog Ludwig den Reichen. Im Prager Frieden musste Markgraf Albrecht am 22. Oktober 1463 auf alle landgerichtlichen Ansprüche in Bayern verzichten.
Der Tradition seines Hauses folgend, war Markgraf Albrecht Achilles unermüdlich für Kaiser und Reich tätig. In dem bereits zitierten Privileg von 1456 ernannte ihn Kaiser Friedrich III. zum Hofmeister, Reichshauptmann und Hofrichter. 1460 warnte er den Kaiser vor Georg von Podiebrad und dessen Anhängern, die dem Böhmenkönig zum Kaiserthron verhelfen wollten. Auch sonst machte er sich dem häufig rat- und hilflosten Kaiser Friedrich III. unentbehrlich.
Mit der Abdankung seines Bruders Johann Alchymista im Jahr 1457 hatte Albrecht auch die Regierung im Oberland übernommen. 1470 übergab ihm auch sein Bruder Friedrich II. die Mark Brandenburg samt der Kurfürstenwürde, so dass jetzt alle zollerischen Lande wieder in einer Hand vereinigt waren. 1473 erliess er das unter dem Namen Dispositio Achillea bekannte Hausgesetz und legte damit die Unteilbarkeit der Kurwürde von der Mark Brandenburg fest. Danach sollte sein ältester Sohn Johann die Mark Brandenburg erhalten. Die fränkischen Lande, für die ebenfalls die Unteilbarkeit nach Massgabe der Dispositio Fridericiana von 1385 festgeschrieben wurde, sollten sich die beiden jüngeren Söhne Friedrich und Sigmund teilen.
Markgraf Albrecht Achilles behielt auch nach der Erlangung der Kurwürde seine Residenz in Franken bei. Am liebsten hielt er sich in Ansbach auf, wo er 1456 an Stelle der alten Burg ein neues Schloss erbaut hatte. 1486 weilte Markgraf Albrecht zur Königswahl Maximilians in Frankfurt. Dort verschied er am 11. März im Alter von 72 Jahren.
Markgraf Friedrich IV. (* 1460 +1536) regierte seit dem Tode seines Vaters in Ansbach und erhielt nach dem Ableben seines erst 28jährigen Bruders Sigmund 1495 auch das Fürstentum Kulmbach-Bayreuth. Wie schon Albrecht Achilles, so war auch Friedrich IV. in ständige Kleinkriege mit der Reichsstadt Nürnberg verwickelt, in denen es um die Markgräflichen Ansprüche auf Hochgerichtsbarkeit, Wildbann, Waldrechte, Zoll und Geleit ging. Die häufigen Kriegszüge und die kostspielige Hofhaltung, welche er seiner Gemahlin Sophia, einer Tochter des Königs Kasimir von Polen, schuldig zu sein glaubte, brachten sein Land in arge Finanznot. 6000 Goldgulden verwendete der Fürst allein zum inneren Ausbau seiner Lieblingsresidenz, der Kulmbacher Plassenburg. 1515 wurde er dort während des Fastnachtstreibens von seinen Söhnen Kasimir und Johann entthront und in einem Turmgemach der Burg eingesperrt. Erst nach dem Tode Kasimirs im Jahre 1527 wurde er von dessen nunmehr an die Regierung gelangten Bruder Georg freigelassen.
Ein kleiner Hofstaat mit einem jährlichen Ausgabeetat von 963 Gulden wurde für den alten Fürsten eingerichtet. Aus einem Brief Georgs an Martin Luther aus dem Jahre 1536, in welchem der Fürst den Tod seines Vaters meldet, geht hervor, dass sich Friedrich an seinem Lebensende noch zur neuen Kirchenlehre bekannt hat.
Nach dem Sturz des Vaters hatte Kasimir (*1481 + 1527) formell gemeinsam mit seinem meist fern der Heimat weilenden Bruder Georg die Regierung übernommen; tatsächlich führte er jedoch seit 1518 allein das Regiment. 1525 war er massgeblich an der Niederschlagung des fränkischen Bauernaufstandes beteiligt. Haufenweise liess er die Bauern niedermachen und ihre Dörfer anzünden. Brutale Härte zeigte Kasimir auch gegenüber seinem auf der Plassenburg gefangenen Vater. 1527 starb er als Feldhauptmann König Ferdinands bei dessen Feldzug gegen den ungarischen Thronprätendenten Johann Zapolya in der eroberten Stadt Ofen.
Nach dem Tode Kasimirs übernahm dessen Bruder Georg (*1484 +1543) die Regierung. Ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt, schickte ihn sein Vater später an den Hof seines Schwagers, des Königs Wladislaw von Ungarn und Böhmen. Dort erwarb sich Georg so sehr die Gunst seines Onkels, dass dieser ihn kurz vor seinem Tode 1516 zum Mitvormund und Erzieher des jungen Königs Ludwig II. bestimmte.
1509 hatte der fränkische Prinz auf Vermittlung seines königlichen Onkels die reichste Witwe Ungarns, Beatrix von Frangepan, geheiratet. Beatrix entstammte einem mit der ungarischen Königsfamilie verwandten kroatischen Adelsgeschlecht und war mit Herzog Johannes Corvinus, dem ausserehelichen Sohn von König Matthias Corvinus (+ 1504), verheiratet gewesen. Die junge Witwe besass in allen Teilen des ungarischen Reiches bedeutende Domänen aus dem Nachlass ihres ersten Gemahls, welche dieser von seinem Vater zum Geschenk erhalten hatte. Mit der Heirat war Georg zu einem der mächtigsten Grossgrundbesitzer Ungarns geworden. Nach dem frühen Tod Beatrix‘ 1510 veräusserte Georg seine ererbten Besitztümer rechtzeitig vor dem Ansturm der Türken und erwarb dafür Herrschaften in Schlesien.
In seinem fränkischen Erbland führte Georg nach dem Tode seines religiös indifferenten Bruders Kasimirs die Reformation entschlossen weiter. Auf dem Kulmbacher Landtag am 7. August 1528 erreichte er die staatsrechtliche Anerkennung der lutherischen Lehre für das obergebirgische Fürstentum. Bald darauf ordnete er eine umfassende Kirchenvisitation an, um die Haltung der Geistlichkeit gegenüber der Reformation zu überprüfen und eventuelle Missbräuche abzustellen. 1530 erschien der Markgraf mit grossem Gefolge auf dem Reichstag zu Augsburg. Vor Kaiser Karl V. erklärte er, dass er lieber niederknien und sich durch des Henkers Hand den Kopf abschlagen lassen wolle, ehe er Gott und dessen Wort verleugne und einer irrigen Lehre beipflichte. Der Kaiser soll darauf beschwichtigend in seinem gebrochenen Niederdeutsch geantwortet haben: „Nit Kopp ab, löwer Fürst, nit Kopp ab!“ Georgs vehementer Einsatz für die Reformation brachte ihm den Beinamen „der Fromme“ ein.
Ein weiterer Sohn des alten Markgrafen Friedrich IV., Markgraf Albrecht (+ 1568), war von 1511 bis 1525 Hochmeister des Deutschen Ordens in Preussen. Im letztgenannten Jahr gelang es demselben, diesen zwischenzeitlich reformierten Ordensstaat in ein erbliches Herzogtum umzuwandeln. So gelangte Preussen in die Sphäre der Hohenzollern.
Markgraf Georg der Fromme führte auch die Vormundschaft über den Sohn seines verstorbenen Bruders Casimir, den jungen Markgrafen Albrecht, genannt Alcibiades, (*1522 +1557). Dieser trat 1541 die Regierung im Fürstentum Brandenburg-Kulmbach an. Albrecht war weitgefürchtet als Kriegsherr und Söldnerführer und gilt als Erfinder, der bis nach dem Dreissigjährigen Krieg gebräuchlichen Taktik der leichten Reiterei. Im Schmalkaldischen Krieg diente er dem Kaiser gegen die Protestanten und wurde dabei durch den Herzog Ernst von Braunschweig 1547 in Rochlitz gefangen genommen.
Bald darauf wechselte der Markgraf die Fronten und schloss sich 1552 dem Allianz- und Subsidientraktat der protestantischen Stände mit der Krone Frankreichs gegen den Kaiser an. Im Auftrage des französischen Königs agierte er in der Folge mit seinen Soldaten in Schwaben, Franken und am Rhein und beteiligte sich an dem Feldzug, den Kurfürst Moritz von Sachsen im Frühjahr 1552 gegen den Kaiser führte. Albrecht hatte offenbar die Absicht, diese Auseinandersetzung zur Erweiterung seines Fürstentums in der Weise zu nutzen, dass aus dem Oberland und dem Unterland zwischen Baiersdorf und Neustadt an der Aisch ein zusammenhängendes Territorium entstünde. Deshalb trennte er sich nach der Einnahme von Augsburg von den übrigen Fürsten, die nach Tirol weiterzogen und wandte sich gegen Nürnberg.
Am 19. Juni erfolgte die Kapitulation der Nürnberger. Die Stadt musste in die Einigung der protestantischen Fürsten eintreten; die Nachbarschaftsdifferenzen der Stadt mit dem Markgrafen sollten vor einem Schiedsgericht ausgetragen werden. Ferner hatten die Bürger der Stadt Nürnberg eine nicht unbeträchtliche Geldsumme für den Markgrafen aufzubringen. Nach dem Fall Nürnbergs richtete sich Albrecht gegen das Bistum Bamberg; der Bischof unterzeichnete am 19. Mai 1552 eine Kapitulationsurkunde, wonach Albrecht eine grössere Anzahl von Bamberger Ämtern übergeben wurden. Ferner machten sich der Bischof und sein Domkapitel verbindlich, 80 000 Gulden an markgräflichen Schulden zu übernehmen. Der Würzburger Bischof entging einem ähnlichen Schicksal nur durch die am 22. Mai zugesagte Zahlung von 220 000 Gulden, sowie durch das Versprechen, 350 000 Gulden an den Schulden des Markgrafen zu übernehmen.
Am 9. Mai 1553 kam es zu einem Bündnis zwischen dem Kurfürsten Moritz von Sachsen, dem Herzog Heinrich von Braunschweig und den Bischöfen von Bamberg und Würzburg. Im Juni gelang es den fränkischen Bischöfen im Verein mit der Reichsstadt Nürnberg, das gesamte Unterland der Markgrafschaft zu besetzen. Am 9. Juli kam es südlich von Hannover, bei Sievershausen, zum entscheidenden Kampf zwischen Albrecht und seinem früheren Verbündeten, dem Kurfürsten Moritz von Sachsen, der dem Herzog von Braunschweig zu Hilfe gekommen war. Albrecht wurde vernichtend geschlagen und der Weg der „Bundesständischen“ Heere war frei zum Einmarsch in das obergebirgische Fürstentum des Markgrafen.
Da Kurfürst Moritz von Sachsen in der Schlacht bei Sievershausen gefallen war, übernahm König Ferdinand von Böhmen den Oberbefehl über die Heere der Feinde Albrechts. Am 1. August 1553 fielen böhmische Truppen in das Sechsämterland ein. Innerhalb von kurzer Zeit war das gesamte Fürstentum Albrechts in der Hand seiner Feinde. Im Juni 1554 verlor Markgraf Albrecht bei Schwarzach in der Nähe von Kitzingen seine letzte Schlacht. Die Plassenburg ob Kulmbach, die Landesfestung des Fürstentums Brandenburg-Kulmbach, kapitulierte am 22. Juni und wurde nach der Plünderung durch die Bundesständischen zerstört. Markgraf Albrecht wurde mit der Reichsacht belegt und starb vogelfrei 1557 bei seiner Schwester in Pforzheim. Sein Fürstentum wurde von kaiserlichen Sequestern regiert.
Bereits ein Jahr vor Albrechts Tod hatte sein Vetter Georg Friedrich (*1539 +1603), der Sohn Markgraf Georgs, die Regierung im Fürstentum Brandenburg-Ansbach übernommen. Am 28. März 1557 übergab ihm der bisherige kaiserliche Statthalter Graf Joachim Schlick das Fürstentum Brandenburg-Kulmbach. Der junge Fürst war bemüht, das nach dem Bundesständischen Krieg verheerte und in der kaiserlichen Besatzungszeit ausgeblutete Fürstentum wieder in wirtschaftliche Blüte zu erheben. Sehr am Herzen lagen ihm aber auch die kirchlichen Angelegenheiten und das Schulwesen. Fast zehn Jahre seiner Regierungszeit verbrachte er in Ostpreussen, wo er die Vormundschaft über seinen schwachsinnigen Vetter Albrecht Friedrich führte. In Aussenpolitischen Sachen galt er als geschickter und umsichtiger und um Ausgleich bedachter Diplomat, der oft auch in Reichsangelegenheiten bemüht wurde. Mit ihm erlosch 1603 die alte fränkische Linie der Hohenzollern in Franken; zwei Söhne aus dem kurfürstlichen Haus in Brandenburg traten die Erbfolge an: Christian (*1581 +1655) wurde der Begründer der jüngeren Bayreuther Linie und sein Bruder Joachim Ernst (*1583 + 1625) Ahnherr der jüngeren Ansbacher Linie.
„Da es in Kulmbach keinen Platz für ein repräsentatives Stadtschloss gab…“ – Von den Bayreuther Markgrafen
Christian (*1581 + 1655) war 1581 in Cölln an der Spree zur Welt gekommen. Gemäss eines 1599 in Gera geschlossenen Hausvertrages wurde er nach dem Tode Markgraf Georg Friedrichs dessen Nachfolger im Fürstentum Brandenburg-Kulmbach. 1606 wurde er zu Nürnberg durch den Kreis-Konvent zum Obristen des Fränkischen Kreises ernannt, woran noch heute das Christianportal im Kasernenhof der Plassenburg erinnert. Schon bald nach seinem Regierungsantritt fasste er den Entschluss seine Residenz und die Regierung des Fürstentums von Kulmbach weg nach Bayreuth zu verlegen. Schon 1608 hatte er als Gründungsmitglied den Weg in die Union gefunden, stand jedoch später den Plänen der Führer dieses evangelischen Bundes, zu welchen neben dem Kurfürsten Friedrich von der Pfalz auch sein Bruder, der Markgraf Joachim Ernst von Ansbach, gehörte, ablehnend gegenüber. Obgleich er grosse Lust verspürte 1617 aus der Union auszutreten, blieb er doch deren Mitglied, vertrat jedoch ausschliesslich den defensiven Charakter der Vereinigung.
Mit der Landung des Schwedenkönigs Gustav Adolfs im Juli 1630 auf der Insel Usedom änderte sich die Haltung Markgraf Christians. In den vorangegangenen Jahren war das turbulente Geschehen des Krieges im Reich zwar nicht spurlos an seinem Fürstentum vorübergegangen, doch war es dem Fürsten gelungen, immer wieder gestützt auf die alten Reichsordungen, sich zum Wohle seines Landes und dessen Bewohner, gegen jede Willkür zu behaupten. Nun musste der Markgraf einsehen, dass er seine Neutralität nicht mehr länger aufrecht erhalten konnte; im Herbst 1631 schloss er sich den Schweden an und seine Markgrafschaft wurde nun selbst zur kriegsführenden Partei. Damit überfiel der Krieg auch das Fürstentum Brandenburg-Kulmbach mit grösster Härte.
Markgraf Christian erlebte auch das Ende des Dreissigjährigen Krieges; der Westfälische Friede wurde überall im Land enthusiastisch gefeiert. Im wiedergekehrten Frieden war es dem Fürsten noch vergönnt sein fünfzigjähriges Regierungsjubiläum zu feiern. Zwei Jahre später, am 30. Mai 1655 starb Markgraf Christian. Seine letzte Ruhestätte erhielt er neben den Särgen seiner bereits verstorbenen Kinder und Enkelkinder in der von ihm neu angelegten Gruft unter der Bayreuther Stadtkirche.
Dem Markgrafen Christian folgte in der Regierung sein Enkel Christian Ernst (*1644 – 1712), welcher 1644 als Sohn des Erbprinzen Erdmann August das Licht der Welt erblickt hatte. Da der junge Prinz beim Tode seines Grossvaters erst 11 Jahre alt war, führte sein Onkel Georg Albrecht einstweilen die Regierungsgeschäfte. 1661 übernahm Christian Ernst selbst die Regierung. 1664 wurde der Markgraf von dem in Bamberg zusammengetretenen Kreiskonvent zum Obristen des Fränkischen Kreises gewählt. Im gleichen Jahr stiftete er auch das nach ihm „Christian-Ernestinum“ benannte Gymnasium in Bayreuth. 1673/74 focht Christian Ernst auf der Seite des Kaisers gegen die Franzosen und wurde für seine besonderen Verdienste zum „Kayerlichen General-Wachtmeister“, zum „Reichs-General-Wachtmeister“ und schliesslich 1676 zum „Kayserlichen General-Feldmarschall“ ernannt. 1683 nahm der Markgraf an der Befreiung der von Türken belagerten Stadt Wien teil und brachte, wie Scherber schreibt, auch eine schöne Beute mit, „z.B. einen dem Grossvezier abgenommenen Rossschweif (und) eine Arabische Hauptfahne“.
1695 liess der Markgraf nach Plänen des Architekten Antonio della Porta mit der Errichtung des sogenannten „Prinzenbaues“ an dem im der Reformationszeit säkularisierten Kloster Himmelkron beginnen, nachdem er dort bereits 1666/67 die Baille-Maille-Allee hatte anlegen lassen. Ab 1698 wurde ebenfalls durch della Porta die Barockisierung der Himmelkroner Stiftskirche durchgeführt.
Christian Ernst nahm auch eine grosse Anzahl der von König Ludwig XIV. aus Frankreich vertriebenen Hugenotten auf und gründete ihnen in der Nachbarschaft von Erlangen eine neue Stadt, welche er „Christian-Erlang“ nannte; 1704 gründete er die Ritterakademie in Erlangen. Im Jahre 1700 wurde – wie in allen anderen protestantischen Ländern – auch in Markgraf Christian Ernst Fürstentum der Gregorianische Kalender eingeführt. Der Fürst verstarb am 10. Mai 1712 in Erlagen, wurde jedoch in Bayreuth unter der Stadtkirche beigesetzt.
Markgraf Georg Wilhelm (*1678 +1726), Christian Ernsts Sohn und Nachfolger, war am 16. November 1678 geboren worden. Auch dieser Fürst begab sich nach seiner Ausbildung in jungen Jahren in Kriegsdienste. 1699 war er zum Obristen des Kürrassier-Regimentes des Fränkischen Kreises ernannt worden, danach kämpfte er auf Seiten des Kaisers im Spanischen Erbfolgekrieg; bei der Belagerung von Landau im Jahre 1702 wurde er durch eine Musketenkugel schwer verwundet. Diese Verletzung konnte ihn jedoch nicht hindern, auch an der Entscheidungsschlacht des Krieges bei Höchstädt im Jahre 1704 teilzunehmen.
Nach dem Tode seines Vaters übernahm er 1712 die Landesregierung. Über seine vielfältigen Bauten in und um Bayreuth sowie die Gründung der Stadt St. Georgen am See, wird noch zu berichten sein. In Himmelkron liess er den Prinzenbau fertigstellen; dort erinnert noch heute eine Stuck-Büste an ihn. Georg Wilhelm starb am 18. Dezember 1726 und wurde in der Bayreuther Fürstengruft beigesetzt. Mit ihm war die von Erbprinz Erdmann August abstammende Hauptlinie des Bayreuther Hohenzollernhauses ausgestorben; der Nachfolger Georg Wilhelms, Markgraf Georg Friedrich Carl, war ein Nachkomme von Erdmann Augusts Bruder Georg Albrecht.
Georg Friedrich Carl (*1688 +1735) war 1688 als Sohn des Prinzen Christian Heinrich zur Welt gekommen. Sein Vater hatte 1703 das Recht zur Erbfolge im Fürstentum Bayreuth an den König Friedrich I. von Preussen abgetreten und dafür das Schloss und Amt Weferlingen bei Halberstadt erhalten. Die Söhne Christian Heinrichs strengten einen langwierigen Prozess an, um die Entscheidung ihres Vaters rückgängig zu machen. Nach einem in Berlin geschlossenen Vergleich liess der König seine Ansprüche 1722 fallen; Georg Friedrich Carl musste mit seiner Familie Weferlingen verlassen und lebte seitdem recht dürftig in Rothenburg ob der Tauber. 1726 konnte er schliesslich die Nachfolge Georg Wilhelms als Markgraf in Bayreuth antreten, er blieb aber auch als regierender Fürst seiner bescheidenen Lebensart treu, die er von Jugend an gelernt hatte. Sein liebster Aufenthaltsort im Lande war das Kloster Himmelkron, wo er im Prinzenbau residierte. In der dortigen Stiftskirche liess er eine Fürstengruft einrichten, in welcher er nach seinem Tode am 17. Mai 1735 als erster beigesetzt wurde.
Markgraf Friedrich (*1711 +1763), am 10. Mai 1711 zu Weferlingen geboren, folgte seinem Vater in der Regierung. Am 20. November 1731 hatte er sich mit der Kronprinzessin Friederika Sophia Wilhelmina von Preussen, der Lieblingsschwester König Friedrichs des Grossen vermählt. Mit dem Regierungsantritt des jungen, leutseeligen und weltaufgeschlossenen Markgrafen, änderte sich vieles im Fürstentum und in der Residenzstadt Bayreuth. Mit einer aus dem Geist der Aufklärung geborenen Lebensauffassung gelingt es ihm, seine Residenz einem kulturellen Höhepunkt zuzuführen. Seine Gemahlin Wilhelmine hat über zwei Jahrzehnte lang an seiner Seite oder auch ganz eigenwillig die Gestalt der Residenzstadt mitbestimmt, das Stadtbild erneuernd mitgestaltet und anspruchsvolle höfische Kultur mit dem Namen Bayreuth verbunden. In wenigen Jahren vollzog sich die Hinwendung zum modernen Zeitstil. Das „Bayreuther Rokoko“ wurde geboren, dessen eigenwillige dekorative Raffinessen sich vor allem in den beiden Schlössern der Eremitage, im Neuen Schloss in Bayreuth und im markgräfliche Opernhaus finden, die sich aber auch in Kirchenbauten und an Bürgerhäusern äussern sollten.
1743 gründete Markgraf Friedrich in den Gebäuden der alten Ritterakademie die „Friedrichs-Universität“ Erlangen. Zugleich verunsicherte der Österreichische Erbfolgekrieg die politische Lage. Im Siebenjährigen Krieg versuchte Friedrich zunächst in Rücksicht auf seinen königlichen Schwager die Neutralität zu bewahren. Schliesslich musste er jedoch dem kaiserlichen Druck weichen und ein Truppen-Kontingent der kaiserlichen Reichsarmee zur Verfügung stellen.
1758 verstarb Markgräfin Wilhelmine; am 20. September des folgenden Jahres heiratete Markgraf Friedrich ein zweites Mal. Die Dame seiner Wahl war die jugendliche Prinzessin Sophia Carolina Maria, die Tochter des Herzogs von Braunschweig. Friedrich starb nur wenige Jahre später, am 26. Februar 1763 ohne Hinterlassung eines männlichen Erben. Beigesetzt wurde er in der Schlosskirche zu Bayreuth, wo er zusammen mit seiner ersten Ehefrau Wilhelmine und seiner Tochter, der mit dem Herzog Karl Eugen von Württemberg vermählt gewesenen Elisabetha Friderika Sophia ruht.
So kam es dass der bereits 55jährige Onkel Friedrichs, Friedrich Christian, die Nachfolge des Verstorbenen antrat. Er hatte seit langen Jahren als königlich Dänischer General-Lieutenant teils in Hamburg, teils auf seinem bei Hamburg gelegenen Sitz Wandsbeck gelebt. Vollkommen überrascht war er, als plötzlich der Minister Friedrich Freiherr v. Ellrodt vor ihm stand, um ihn als Markgraf nach Bayreuth zu holen. Ebenso wie sein Bruder Georg Friedrich Carl führte auch er als Regent ein bescheidenes Leben. Die Schauspieler und Sänger am Hofe hatten bereits vor seiner Ankunft abgedankt, die zahlreichen, kostbaren Tafeleien bei Hofe hörten auf, auch vermied der Markgraf allen Glanz und Aufwand für seine Person. Auch er hielt sich besonders gerne in Himmelkron auf, wo er nach seinem Tode am 20. Januar 1769 neben den Särgen seines Vaters und seiner Brüder beigesetzt wurde. Mit ihm war das Bayreuther Markgrafenhaus vollkommen erloschen, so dass das Fürstentum, den Hausgesetzen gemäss, an den seit 1757 in Ansbach regierenden Markgrafen Christian Friedrich Carl Alexander fiel.
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© by Harald Stark, Kulmbach 2002