Pressemitteilung des Vereins Freunde der Plassenburg e. V. vom 28.08.2020
Die Freunde der Plassenburg begrüßen es ausdrücklich, dass die Plassenburg und damit auch die mögliche Verkehrserschließung in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt sind. Besonders begrüßen wir es, dass die Frage des besseren Zugangs für Individualreisende zum Kulmbacher Wahrzeichen nicht mehr nur durch eine Seil- oder Gondelbahn beschränkt ist. In den letzten Wochen drängte sich ja der Eindruck auf, es gehe ausschließlich um ein ja oder nein zu einer Seilbahnlösung. Dem ist aber nicht so.
Eine solche technische Anbindung der Plassenburg an die Stadt Kulmbach wäre ganz sicher ein Alleinstellungsmerkmal in der Fränkischen Burgen- und Städtelandschaft und würde den Besuchern ein überwältigendes Erlebnis über der Bierstadt bieten. Noch dazu hätten es gehandicapte Besucher damit einfacher, die Burg zu erreichen. Doch man sollte sich in der Debatte auch anderen möglichen Lösungen nicht verschließen. Es geht nicht nur um die Frage, ob eine Seilbahn die Burg erreichbarer machen soll, sondern eigentlich um eine Vielzahl von möglichen Varianten mit denen die Burg und die Stadt enger aneinandergebunden werden könnten. Es darf aber nicht ins Blaue hinein diskutiert und ohne fundierte Basis die eine oder andere Verkehrserschließung bereits jetzt abgelehnt werden.
Bekanntermaßen wurden ja vom Eigentümer der Plassenburg, dem Bayerischen Staatsministerium für Finanzen und Heimat, aufs genaueste untersucht, welche Möglichkeiten zur besseren Verkehrserschließung der Plassenburg sich anbieten und umgesetzt werden könnten. Nun ist diese Untersuchung offensichtlich abgeschlossen und die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, voran deren Präsident Bernd Schreiber, möchten im Vorfeld einer öffentlichen Diskussion mit eventuell betroffen Anwohnern den persönlichen Dialog suchen. Es mutet schon seltsam an, dass gerade dieses Vorgehen jetzt verurteilt wird: Haben nicht nahezu sämtliche Bauvorhaben in der Region in den letzten Jahren ihr Konfliktpotential hauptsächlich darin begründet, dass die Betroffenen oft erst aus den Medien von den Maßnahmen erfahren haben. Nun agiert eine staatliche Behörde mit viel Fingerspitzengefühl anders und es passt wieder nicht!
Interessant ist es aber auch, wie viele sich nun zu Wort melden (teilweise artet es ja schon in Beschimpfungen, Beleidigungen und Bedrohungen aus), ohne dass konkrete Details öffentlich bekannt sind. Man könnte meinen hier wird ein kompletter Urwald gerodet und eine Autobahn soll zur Plassenburg gebaut werden.
Wir bitten alle Beteiligten (und die, die sich bemüßigt fühlen schon jetzt Stimmung gegen eine mögliche, seit Jahrzehnten geforderten Maßnahme, zu machen) einen Gang herunterzuschalten und erst einmal der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen die Chance zu geben, ihre Vorstellungen zu erläutern. Nochmal: Es darf aber nicht ins Blaue hinein diskutiert und ohne fundierte Basis die eine oder andere Verkehrserschließung bereits jetzt abgelehnt werden.
Was aber bereits jetzt debattiert und beschlossen werden kann, ist eine mit der Plassenburg verbundene, grundlegende Frage: Soll erst die Henne oder das Ei kommen oder wollen wir beides zur gleichen Zeit? Das heißt, soll erst die Verkehrserschließung her oder eine Erneuerung der Museen oder soll beides in einem gemeinsamen Kraftakt zugleich erfolgen?
Die Freunde der Plassenburg gehen hier ausdrücklich nicht (!) mit der jüngst veröffentlichten Haltung des Oberbürgermeisters Ingo Lehmann konform, der bereits mehrfach in den Medien zitiert wurde, er sehe die Verkehrserschließung lediglich als zweiten Schritt nach einer zuvor erfolgten Attraktivierung der Burg und ihrer Museen. Die Debatte, ob erst die Museen neugestaltet werden müssen oder die Verkehrserschließung zuerst kommen soll, war seit Jahrzehnten ein kulturpolitischer Streitpunkt und das hat zu keiner Verbesserung geführt! Im Gegenteil, zwar wurden in den frühen 2000er Jahren das Museum „Die Hohenzollern in Franken“ und „Armeemuseum Friedrich der Große“ nach modernen Gesichtspunkten und mit enormen finanziellen Aufwand neu geschaffen, dennoch ist dieser sehr umfangreichen musealen Aufwertung keine Verbesserung der Verkehrssituation gefolgt. Die Freunde der Plassenburg hatten die Modernisierung des Hohenzollernmuseums und Exponate für alle Museen mit mehr als zweihunderttausend Euro mitfinanziert. Eine gewisse Enttäuschung, dass dann keine verbesserte Verkehrserschließung folgte, kann den Freunden der Plassenburg wohl niemand verübeln. Doch der Verein will nach vorne blicken.
Das eine tun und das andere nicht lassen ist angesagt! Wir Freunde der Plassenburg wünschen eine gleichzeitige Planung und Umsetzung von Lösungen zu den beiden Kernproblemen der Attraktivierung und der Verkehrserschließung der Burg. Wir freuen uns, dass der Oberbürgermister erkannt hat, dass auch das Gesamtkonzept der Plassenburg überarbeitet werden sollte. Er möge bedenken, dass die Stadt Kulmbach in Zusammenarbeit mit dem Landkreis hier vor allem im Bereich der beiden Stiftungsmuseen gefordert ist. Eine Aufwertung und teilweise Neustrukturierung der Museen muss unserer Meinung nach aber zeitlich parallel zu einer besseren Verkehrserschließung erfolgen. Es darf nicht wieder dazu kommen, dass die Plassenburg im musealen Bereich aufgebessert wird und die Verantwortlichen erst danach wieder zaghaft beginnen zu überlegen, wie man die Gäste besser als bisher den Burgberg hinauf bekommt.
Gerne bieten die Freunde der Plassenburg an, diesen Prozess der Attraktivierung der Museen der Stiftung Landschaftsmuseum Obermain und Deutsches Zinnfigurenmuseum mit dem eigenen Knowhow zur Plassenburg, ihrer Manpower und den ihnen zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln zu unterstützen. Allerdings müssen auch andere ihre Hausaufgaben machen: Die Freunde der Plassenburg fordern von Stadt und Landkreis Kulmbach, nach vielen Jahren endlich die in der Stiftungssatzung vorgesehene Stelle einer Museumsleitung wiederzubesetzen.
Ganz konkret regen wir für all diese Fragen einen Burggipfel an, bei dem sich alle Entscheidungsträger und betroffenen Institutionen zum Thema Plassenburg auf der Plassenburg treffen sollen, um für die Zukunft der Kulmbacher Wahrzeichens Lösungen zu finden. Gerne wird der Verein die Stadt, den Landkreis und die Bayerischen Schlösserverwaltung zu einer gemeinsamen Tagung laden, die die Initialzündung für eine neue Zeit auf der Plassenburg sein soll. Dies haben wir jüngst auch schon den entsprechenden Stellen signalisiert!
gez. Peter Weith Vorsitzender
Freunde der Plassenburg e. V.
Es blitzt und blinkt am Christiansportal
Bayerische Schlösserverwaltung hat Kunstwerk im Kasernenhof der Plassenburg restauriertt
Freunde der Plassenburg finanzieren die Waffen
von Holger Peilnsteiner
Kulmbach
Es blitz und blinkt im Sonnenlicht, wenn man derzeit ab Mittag in den Kasernenhof der Plassenburg blickt. Das Baugerüst, das seit vergangenem Jahr eines der schönsten Kunstwerke Kulmbachs verborgen hat, ist verschwunden. Der Blick liegt nun frei auf ein frisch restauriertes Prunkportal mit Säulen, Obelisken, Kriegerfiguren, einem Reiterstandbild, einer Göttin und Unmengen an wohlgestaltetem Zierrat. Die neuen Vergoldungen an den Speeren und dem Schwert der Figuren des Christiansportals bieten mit den goldenen Kugeln auf den Obelisken und im Maul des Löwen ein faszinierendes Schauspiel aus Schatten, Reflektionen und dem Farbspiel des Sandsteins.
Die Bayerische Schlösserverwaltung und das staatliche Bauamt Bayreuth haben die wesentlichen Arbeiten zur Sanierung des Christiansportals und zur Rettung des außergewöhnlichen Figurenschmucks fertig gestellt. Cordula Mauß, Pressesprecherin der Bayerischen Schlösserverwaltung gab auf Nachfrage bekannt: „Die Natursteinarbeiten wurden weitestgehend abgeschlossen. Kleinere Nachbesserungen werden im unteren Bereich der Fassade noch ausgeführt.“
Die überlebensgroßen Kriegerfiguren und die sitzende Göttin im Giebel des Tores bilden rahmen als Dreieck den auf einem sich bäumenden Hengst in voller Rüstung sitzenden Markgrafen Christian ein, der 1606 bis 1608 diesen Triumphbogen zu seinen eigenen Ehren der Hohen Bastei vorblenden ließ. Es war der Abschluss der seit 1557 dauernden Wiederaufbaumaßnahmen der Plassenburg nach den Zerstörungen, die ein Resultat des zweiten Markgrafenkrieges (1552 bis 1554) waren.
Die Sanierungsmaßnahme war mit 220.000 Euro veranschlagt und die Schlösserverwaltung wird dabei nach Angaben aus ihrer Zentrale in Schloss Nymphenburg in München eine Punktlandung vollführen und den Kostenrahmen einhalten. Geholfen haben dabei die Freunde der Plassenburg, die sich bereits im vergangenen Jahr verpflichteten, die Rekonstruktion der Mitte des 20. Jahrhunderts verloren gegangenen Waffen der Figuren, eines Schwertes und dreier Stangenwaffen, zu finanzieren. „Das Material der Waffen ist Stahl, welches schwarz beschichtet beziehungsweise vergoldet wurde. Hierfür dienten unter anderem Waffen aus dem örtlichen Museum als Vorbild“, erläuterte Mauß zur Wiederbeschaffung.
Die Zusammenarbeit mit dem Kulmbacher Verein wird bei der Bayerischen Schlösserverwaltung sehr positiv gesehen. „Wir danken den Freunden der Plassenburg auf das Herzlichste für die großzügige Spende. Die Kosten der Rekonstruktion belaufen sich auf 3.000 Euro“, so die Pressesprecherin.
Dem aufmerksamen Betrachter des 1607 vom Nürnberger Künstler Hans Werner geschaffenen Prunktores werden diverse Kabel nicht verborgen bleiben, die vor allem am aufsteigenden Hengst und der Götterfigur gut zu sehen sind. „Hierbei handelt es sich um eine Taubenvergrämung, bei welcher geringe elektrische Stromstöße durch Metallstäbe geleitet werden, die für die Tiere unangenehm, jedoch ungefährlich sind.“ Diese neuartige Anlange führe dazu, dass auf das große Schutznetz verzichtet werden kann, das in den vergangenen Jahren das Tor überzog und zu einer optischen Beeinträchtigung führte.
In München wurde die Notwendigkeit einer Restaurierung, die die Freunde der Plassenburg über Jahre anmahnten, ebenso klar gesehen, wie Mauß ausführt: „Der Erhaltungszustand des Christiansturms hat sich seit der letzten Restaurierungsphase stark verschlechtert. An vielen Stellen waren größere Oberflächenverluste festzustellen. Der im Jahr 1976 verwendete Sandsteinersatzmörtel hatte sich als ungeeignet für das Objekt erwiesen und wurde im Rahmen der aktuellen Maßnahmen vollständig ausgetauscht, um weitere Schäden zu vermeiden.“ Bei einer Kriegerfigur musste eine Hand vollständig ersetzt werden. Die an der Sanierung beteiligten Experten einer Firma für Natursteinrestaurierung kamen aus Bamberg. Dachdecker und Klempnerarbeiten wurden von Firmen aus Kulmbach ausgeführt.
Ein bemerkenswertes Ergebnis der Forschungen im Vorfeld der Restaurierung waren Farbfunde an den Sandsteinfiguren. Überwiegend fanden sich die sehr spärlich vorhandenen Fassungsreste in geschützten Bereichen, etwa an den Skulpturenrückseiten oder in Vertiefungen. Der sehr reduzierte Bestand lässt jedoch laut Schlösserverwaltung keine Visualisierung der historischen Farbgestaltung der Fassade zu.
Die kunsthistorische Bedeutung des Gesamtkunstwerks aus Steinmetzkunst, Malerei, Schmiedekunst und Architektur ist in München klar erkannt worden. „Das Christiansportal ist eines der bedeutendsten renaissancezeitlichen Reiterstandbilder unseres Landes“, betonte die Pressesprecherin, „wir freuen uns, dass dieses hochrangige Kunstwerk nun wieder in frischem Glanz erstrahlt – wie einst die Rüstung des damit verherrlichten Feldherren, dem Markgrafen Christian von Brandenburg-Kulmbach.“
Nach der Ankündigung der Freunde der Plassenburg, die neuen Waffen zu bezahlen, hat sich spontan ein Einwohner des Kulmbacher Landes bereit erklärt, dies zu übernehmen, und stattete den Verein mit den entsprechenden Mitteln aus. Der Vereinsvorsitzende Peter Weith zeigt sich hocherfreut über dessen Großzügigkeit: „Der Spender möchte aber nicht genannt werden und seine Unterstützung der Plassenburg im Verborgenen sogar noch weiter fortsetzen.“
Der Vorsitzende machte bei Inaugenscheinnahme des restaurierten Prunkportals keinen Hehl aus seiner Begeisterung: „Die absolut erstklassige Arbeit der Restaurateure fasziniert mich, gerade weil ihnen es gelungen ist, das Portal nahezu wieder in einen perfekten Zustand zu versetzen.“ Jetzt gelte es, auch den Menschen in und um Kulmbach einen Besuch der Plassenburg und dieses großartigen Prunktores schmackhaft zu machen.
Das hölzerne Tor mit seinen beiden Flügeln und der darauf gemalte, lebensgroße Löwe sind bisher noch nicht restauriert. „Es wäre ein absoluter Traum der Freunde der Plassenburg, wenn auch dieser Löwe wieder zum Vorschein gebracht werden würde“ so Weith, der sich gut vorstellen könne, dass die Freunde der Plassenburg hier ebenfalls ihren finanziellen Beitrag leisten könnten. „In diesem Zusammenhang danken wir Freunde der Plassenburg der Bayerischen Schlösserverwaltung dass Sie unsere Anregung aufgegriffen haben und dass die Maßnahme mit einem so tollen Ergebnis umgesetzt hat. Wir freuen uns schon darauf, auch unsere nächsten Vorschläge vorzubringen!“
- Ihre Lanze samt goldglänzender Spitze hat die Göttin Athena wieder, die mit einem von einem mit Schlangenhaar umsäumten Medusenhaupt auf dem Schild ganz oben auf dem Christiansportal sitzt.
- Mit so genannten Gleefen sind die über 230 Zentimeter hohen Kriegerfiguren bewaffnet, die seit etwa 60 Jahren fehlten, und Dank der Freunde der Plassenburg und eines anonymen Spenders rekonstruiert werden konnten.
- Auf halber Höhe, zu Füßen des Markgrafen, hat sich der Schöpfer des Protals Hans Werner selbst als Büste in Sandstein verewigt.
- Der Vorsitzende der Freunde der Plassenburg Peter Weith lobt voller Begeisterung die Arbeit von Bayerischer Schlösserverwaltung und Staatlichem Bauamt Bayreuth, die auf die Warnungen des Vereins gehört und eines der wichtigsten Wahrzeichen Kulmbachs in einem wohl koordinierten Kraftakt gerettet hätten.
Fotos: Peilnsteiner
02.06.2016 – „Mein Leben auf der Burg“ – Hajo Kunze erzählt.
Am 02.06.2016 fand ein Vortrag von Hajo Kunze, über sein Leben als Flüchlingskind in der Nachkriegszeit und das Leben auf der Burg statt.
„Frankenpost – Auf der Plassenburg geboren“ hier lesen!
„inFranken – Kulmbacher Plassenburg hat mein Leben geprägt“ hier Lesen!